Studie: Das Gehirn lernt in der Pause

3 Min. Lesezeit
Mi, 15.09.2021

Du beschäftigst dich viel mit dem Thema Lernen? Dann weißt du sicherlich, dass Pausen wichtig für den Lernerfolg sind. Doch erst im Juni 2021 wurde in einem spannenden Experiment Gehirnströme beim Lernen untersucht, um diese These zu hinterfragen. Was die Ergebnisse für Trainings und Coachings bedeuten, fassen wir im Artikel zusammen.

Der Spacing Effekt: Lernen mit Pausen

Nahezu jeder Trainer weiß: Pausen sind wichtig. In Pausen arbeitet unser Gehirn weiter, ohne dass wir es bemerken. Daher sind gute Weiterbildungen so aufgebaut, dass Lernen in kurzen Abschnitten stattfindet. Besonders beim Erlernen von Fähigkeiten gilt: Üben – Pause – Üben – Pause.

Vielleicht kennst du auch den Spacing Effekt (oder Intervall-Effekt): Dieser besagt, dass wir Dinge und Ereignisse eher vergessen, je länger sie zurückliegen. Deshalb sollten wir in unser Lernen Wiederholungen einbauen, idealerweise in immer größer werdenden Abständen. Dazwischen finden immer wieder Pausen statt.

Dass in diesen Lernpausen aber das eigentliche Lernen durch Wiederholung im Gehirn stattfindet, wurde erst vor Kurzem in einer Studie des National Institute of Neurological Disorders and Stroke aus den USA nachgewiesen. Die Studie ist Open Access, du kannst sie deshalb komplett hier (in englischer Sprache) als PDF nachlesen. Der Titel der Studie: Consolidation of human skill linked to waking hippocampo-neocortical replay.

Wer abkürzen will: Wir erklären die Studie auf deutsch und fassen zusammen, was die Ergebnisse für Trainer und Coaches bedeuten.

Zusammenfassung der Studie

In dem Experiment sollten Probanden die Ziffern 41324 auf einer Tastatur so schnell und so genau wie möglich mit einer Hand tippen. Dafür hatten sie immer wieder 10 Sekunden Übungszeit und anschließend 10 Sekunden Pausen. Du kannst dir vorstellen, dass das eine typische Aufgabe ist, die dir durch Übung immer besser gelingt. Die Frage lautet jetzt: Was passiert im Gehirn der Probanden während der Pausenzeit?

Um das zu beantworten, wurde während der gesamten Zeit die Gehirnströmungen (im Hippocampus und im Neocortex) gemessen. Das Ergebnis haben die Autoren der Studie in dieser sehr anschaulichen Grafik dargestellt:

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Grafik open access, entnommen von cell.com: Zusammenfassung der Studie von Ethan R.Buch et al. (Juni 2021)

In der Grafik siehst du, dass in den 10-sekündigen Pausen sogenannte “Micro-offline gains” stattfinden: Obwohl – oder eher weil – wir in dieser Zeit nicht mehr üben, erhöht sich unser Fähigkeitslevel in dieser Pausenzeit. Und zwar deutlich stärker als in der eigentlichen Übungszeit! Die Gehirn-Abbildung zeigt, dass in der Pausenzeit einige Bereiche stark arbeiten und das Gelernte wiederholen (“Waking replay”).

Noch ein Hinweis: Der Begriff heißt “Waking replay”, also Wiederholung im Wachzustand. Dass wir im Schlaf Erlebnisse verarbeiten und damit lernen, ist bekannt und in anderen Studien als der hier genannten zu finden. In dieser Studie hier geht es explizit um Pausen im Wachzustand.

Idealerweise nutzen wir also sowohl Pausen tagsüber als auch den nächtlichen Schlaf, um Gelerntes zu festigen.

Was wir aus der Studie für Trainings lernen

Wie kannst du die Ergebnisse der Studie für deinen Alltag nutzen – besonders als Trainer und Organisator von Trainings oder Coachings? Zum einen solltest du deine Trainings noch einmal speziell auf Pausen untersuchen: Wie kurz sind deine Lerneinheiten? Wie viele Pausen haben deine Teilnehmer? Ganz grob kannst du dir merken: Je mehr Pausen, desto besser! Das gilt natürlich für Präsenzveranstaltungen genauso wie für Online-Trainings.

Besonders gut nutzt du die Studienergebnisse mit Microlearning: Mit dieser Lernmethode sind Pausen quasi vorprogrammiert. Denn der oben genannte Grundsatz "Üben – Pause – Üben – Pause" passt hervorragend zur Microlearning-Idee, Lernen in kleine Häppchen. 

Zum anderen ist auch diese Studie wieder ein Beleg dafür, dass Blended Learning besser ist als reines Präsenzlernen oder reines Online-Lernen. Denn auch hier sind Pausen ein wesentlicher Bestandteil des Lernkonzepts: Statt eines 8h-Tagesseminars teilst du deine Lerninhalte auf in Präsenz-Teile und E-Learning-Inhalte. So baust du automatisch Pausen zwischen den Lernabschnitten ein.

Das passendste Blended-Learning-Modell ist der Springer, in Kombination mit Micro-Lerneinheiten. Mit diesem Modell sorgst du für möglichst viele Pausen und für Lernen über einen längeren Zeitraum hinweg. Das sieht dann in etwa so aus:

BL models EN - The jumper _ der Springer

Das Blended-Learning-Modell "Springer": Abwechselnd Präsenz und Online-Inhalte. 


Fazit: Der Mix aus kurzen Lerneinheiten, Pausen und Lernen über einen längeren Zeitraum verteilt ist in der Praxis und in der Wissenschaft die effektivste Methode. Unser Tipp: Nimm dir bewusst Zeit, deine bestehenden Trainings auf diese drei Punkte zu untersuchen und ggf. anzupassen. So gelingt deinen Teilnehmern der bestmögliche Lernerfolg!

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