Wir müssen reden! Lernen wir nach Corona selbstverantwortlicher?

6 Min. Lesezeit
Mi, 21.09.2022

In den letzten Monaten hat sich das Gefühl verstärkt, Corona sei endlich vorbei. Viele Weiterbildungsangebote kehren in die Präsenz zurück, einige bleiben digital. Doch was lernen wir eigentlich aus den letzten Jahren und können wir von dieser Erfahrung vielleicht sogar profitieren? Eine passende Frage zur Zukunft der Weiterbildung kommt vom aktuellen mmb Trendmonitor – die möchten wir in diesem Artikel mit dir diskutieren:

Zwingt Corona Lernende zu mehr Selbstverantwortung?

In der aktuellen Ausgabe der Trendstudie mmb Learning-Delphi 2021/2022 kam genau diese Frage als Schlussfolgerung der diesjährigen Studienergebnisse auf. Schließlich zeigen die Ergebnisse, dass vor allem informelle Lernformen an Bedeutung gewinnen. Aber lässt sich diese Frage überhaupt so einfach beantworten? Ich möchte es zumindest einmal versuchen.

Disclaimer: Uns ist bewusst, dass diese Frage sehr allgemein gestellt ist und es nicht DIE Antwort gibt. Deshalb habe ich als Autorin dieses Artikels mich im Vorfeld mit anderen Blinkies ausgetauscht. Wir würden uns auch freuen, deine Sichtweise zu erfahren – teile sie gerne in den Kommentaren! 😊

Recap der letzten Corona-Jahre: Wie hat sich Weiterbildung verändert?

Um der Frage von oben auf den Grund zu gehen, lass uns kurz eine kleine Zeitreise machen: Im Frühjahr 2020 mussten viele Menschen im Zuge des ersten Lockdowns radikal umdenken und von jetzt auf gleich digital arbeiten und lernen. Der Wegfall und Präsenz und die Umstellung auf digitales Lernen hat in manchen Bereichen schneller funktioniert, in anderen schlechter. Viele Weiterbildner haben in kürzester Zeit kreative Lösungen entwickelt.

Zwingt Corona zu mehr Selbstverantwortung? blink.it

Seit Anfang 2022 breitet sich das Gefühl von “Corona ist endlich vorbei” mehr und mehr aus. Viele Vorgesetzte holen Mitarbeitende zurück ins Büro und es wird wieder mehr Zeit für Weiterbildung eingeräumt – teilweise auch in Präsenz. Alles “back to normal”? In anderen Bereichen bleibt digitales Lernen und kann als Zusatzgewinn an Weiterbildungsmöglichkeiten verstanden werden.

Was lernen wir daraus? Digitales Lernen funktioniert! Und trotzdem gibt es nicht DAS Geheimrezept für gelungene Weiterbildungsmaßnahmen.

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Je nachdem, welche Weiterbildungsziele du verfolgst, eignen sich unterschiedliche Methoden. Dieses E-Book gibt dir eine grobe Übersicht:

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Zurück zur Ausgangsfrage: Zwingt Corona uns zu mehr Selbstverantwortung beim Lernen

Im Austausch mit meiner Kollegin Corinna kamen wir schnell zum Schluss: So einfach lässt sich die Frage nach der Selbstverantwortung von Lernenden nicht beantworten und bringt darüber hinaus mindestens 3 weitere Fragen mit sich:

1. Wie kann Lernen aussehen?

Was heißt Lernen überhaupt? Für viele ist Lernen im Arbeitskontext eng mit klassischer Weiterbildung in einem Seminarraum verknüpft. Das widerspricht der These der zunehmenden Selbstverantwortung. Schließlich ist Lernen in dieser klassischen Form relativ einseitig: Lernende hören einem Trainer oder einer Kursleiterin zu und nehmen bestenfalls etwas für sich selbst mit.

Aber Lernen muss nicht immer eine groß angelegte Weiterbildung sein, so wie sie während des strikten Corona-Lockdowns nicht stattfinden konnte. Lernen kann auch in kleinen Häppchen geschehen oder on demand – genau in dem Moment, wo Wissen gebraucht wird. Und hier kommt ein wichtiger Knackpunkt: Diese Art von Lernen wird häufig gar nicht als Lernen wahrgenommen.

2. Was bedeutet Selbstverantwortung?

Auch die Frage nach der Selbstverantwortung bleibt komplex. Einerseits waren viele Mitarbeitende im Homeoffice dazu gezwungen, sich selbst um den Lernprozess zu kümmern – falls überhaupt Zeit und Budgets vorhanden waren. Weiterbildung fand vor allem in der Anfangszeit der Pandemie überwiegend digital statt, in vielen Fällen asynchron.

Daraus ergeben sich neue Chancen und Aufgaben für die Teilnehmenden, welche davor weniger präsent waren: Lernende müssen sich selbst Zeit nehmen, um an ihrer Weiterbildung arbeiten zu können. Sie brauchen einen geeigneten Ort zum Lernen und müssen sich selbst um die Technik kümmern. Außerdem müssen sie eine gewisse Disziplin mitbringen, um diese Rahmenbedingungen zu erfüllen.

3. Wieviel Zwang ist tatsächlich involviert?

Das mit der Selbstverantwortung funktioniert aber nur, wenn Lernende gewisse Freiheiten eingeräumt bekommen. Schließlich wird selbstgesteuertes Lernen nicht besser, wenn Mitarbeitende durch Vorgesetzte zeitlich fremdgesteuert sind. Was damit gemeint ist? Egal ob im Büro oder im Homeoffice: Wenn Vorgesetzte immer noch bestimmen, wann welche Maßnahme relevant genug scheint, haben Lernende keine Verantwortung für den eigenen Lernprozess.

Die Pandemie als Weiterbildungs-Push?

Corona zwingt Lernende nicht unbedingt zu mehr Selbstverantwortung. Corona macht die Notwendigkeit von Selbstverantwortung sichtbar.

Mit diesem Gedanken meiner Kollegin Corinna möchte ich einen weiteren Aspekt dieser komplexen Frage einleiten: Vielen Teilnehmenden wurde erst durch digitales Lernen bewusst, wie viel Arbeit eigentlich hinter der besuchten Weiterbildung steckt. Denn vor der Pandemie war es viel einfacher, an einer Präsenzveranstaltung teilzunehmen, einen Tag in einem Seminarraum zu gehen und nach Ende der Maßnahme einfach gewohnt im Alltag weiterzumachen.

Im digitalen Lernen ist das anders: Häufig musst du dich bewusster mit Inhalten auseinandersetzen und kannst dich dessen schlechter entziehen. So wird das Lernziel leichter erkennbar als in der Präsenz. Digital zieht sich der Lernprozess außerdem meist über einen längeren Zeitraum

Insbesondere bei asynchronen Weiterbildungsmaßnahmen sind die Lernenden gefragt. Wenn Trainer und Weiterbildungsverantwortliche nicht nur Inhalte liefern, sondern diese mit konkreten Aufgaben (z. B. in Form von Quizzen) verknüpfen, sind Lernende gezwungen, Inhalte nicht nur zu konsumieren, sondern auch zu verarbeiten.

Unser Credo: Schwarz-Weiß-Denken über Bord werfen!

Was oft vergessen wird: Digitales Lernen ist genauso vielfältig wie ein Präsenzseminar. Die Corona-Pandemie kann auch hier als Booster verstanden werden, schließlich gibt es auch Blended-Lernformen im digitalen Lernen. Nicht jeder Online-Kurs muss asynchron stattfinden, auch hier eignen sich bei manchen Themen Webinare, um den Live-Charakter aus der Präsenz in eine digitale Lernform zu übertragen. Aus unserer Sicht ist es ratsam, die neu erlernte Selbstverantwortung vieler Teilnehmenden aufzugreifen und vielleicht sogar eine komplett neue Form des Lernens ins Leben zu rufen.

Auch der mmb Trendmonitor hat hier einen passenden Vorschlag für die Zukunft von Lernen:

⅔ digitales Lernen in Form von informellem Lernen und anderen virtuelle Formaten und ⅓ Präsenzlernen für die anwendungsorientierten Inhalte.

Diese Verhältnisse können natürlich individuell angepasst werden. Grundsätzlich erhält der bewusst gewählte Mix verschiedener Formate aber die Eigenständigkeit und das Bewusstsein der Lernenden.

Du planst aktuell dein nächstes Blended Learning oder E-Learning? Dann wird dir diese tabellarische Übersicht bei der Medien-Auswahl für deinen Online-Kurs helfen:  Finde den Medienmix für DEIN E-Learning [Tabelle]

Wie Weiterbildner und Personaler beim Lernprozess unterstützen können

Wenn Menschen digital und eigenständig lernen, hängt der Erfolg häufig von der eigenen Motivation ab. Damit du alle Teilnehmenden gleichermaßen abholst, sind konkrete Fristen ein gutes Mittel. Schließlich hätten sie in der Präsenz oder in einem Webinar ebenfalls an einem bestimmten Termin anwesend sein müssen. Im digitalen Lernen ist es umso wichtiger, feste Lernzeiten einzuplanen, sodass die Lernenden genügend Zeit einplanen können. Nur wenn eine Weiterbildung verpflichtend und diese Relevanz auch spürbar ist, nehmen alle Lernenden gewissenhaft teil.

Ein weiterer Motivator kann eine optisch ansprechende Aufbereitung sein: Wenn du dich nicht nur auf die Inhalte, sondern auf die gesamte Aufmachung freuen kannst, lernt es sich fast von selbst.

Wie du deine Kurse optisch aufpeppen kannst, haben wir bereits in diesem Artikel am Beispiel unserer blink.it-Plattform mit dir geteilt: In 4 Steps vom langweiligen Onlinekurs zum erfolgreichen Highlight

Wie so oft macht die Technik einen Strich durch die Rechnung und viele Teilnehmenden sind schon vor Beginn der Weiterbildung genervt und abgeschreckt. Das muss nicht sein! Nimm Lernenden von Anfang an alle möglichen Ängste: Kommuniziere transparent über den Ablauf, nimm Screencasts und Erklärvideos zur technischen Einrichtung auf und setze auf ein einfaches und intuitives Tool. Außerdem brauchen sowohl die Lernenden als auch du als Weiterbildungsverantwortlicher eine grundlegende Lernkultur, um das Lernen im Arbeitsalltag fest integrieren zu können.

Und was ist nun unser Fazit?

Erst einmal: Toll, dass du es bis hierher geschafft hast und meine und unsere Gedanken zur Ausgangsfrage wahrgenommen hast. Aber wie steht es nun mit der zunehmenden Selbstverantwortung durch Corona? Wie bereits zu Beginn erwähnt: Es gibt unterschiedliche Ansichten. Wir denken, dass die erlernte Selbstverantwortung der Lernenden als Vorteil betrachtet werden kann und sowohl Weiterbildner als auch Teilnehmende daran anknüpfen können.

Unterstützen kannst du die Selbstverantwortung deiner Lernenden folgendermaßen:

  • Setze konkrete Fristen
  • Plane ausreichend Lernzeiten ein
  • Vermittle die Relevanz der Weiterbildung
  • Gestalte Online-Inhalte auch optisch ansprechend
  • Kommuniziere transparent über den Ablauf der Weiterbildung

Was denkst du? Wie wird sich die Zukunft der Weiterbildung entwickeln und welche Rolle spielen die Lernenden selbst? Teile deine Gedanken gerne in den Kommentaren – wir sind gespannt!

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